Oberndorfer Tillyweg

Der Oberndorfer Tillyweg ist ein Rad- und Wanderweg rund um die historischen Stätten der Schlacht vom 14./15.April 1632 bei Rain und Oberndorf beiderseits des Lechs, der damals noch ein reißender Gebirgsfluss war.

Das schwedische Heer unter Gustav II. Adolph besiegte die bayrischen Truppen unter dem Feldherrn Tilly, der schwer verwundet wurde und am 30. April 1632 in Ingolstadt starb. Dem Schwedenkönig stand durch diesen Sieg das Kurfürstentum Bayern offen. Plünderungen und Brandschatzungen von Rain und den umliegenden Dörfern waren die Folge.

Auf gut ausgebauten Wegen durch Wald und Flur weisen Hinweisstelen auf die jeweiligen historischen Gegebenheiten hin. Der Weg ist insgesamt rund 20 km lang. Der Beginn ist an allen Stationen möglich.

TillywegGemeinde Oberndorf
Landkarte mit Stationen des Tillywegs

Der Dreißigjährige Krieg

  • 1517 schlägt der Augustinermönch Martin Luther seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche, mit denen er zur Reform der verweltlichten Kirche aufruft. Die dadurch ausgelöste Bewegung des Protestantismus ist bald nicht mehr aufzuhalten und führt zur Spaltung der Kirche in zwei Konfessionen.
  • 1555 soll der Augsburger Religionsfriede eine Einigung herbeiführen. Sein Leitsatz lautet: »Cuius regio - eius religio. – Wem das Land gehört, dessen Konfession gilt.«
  • 1606 werden im berühmten »Donauwörther Kreuz und Fahnengefecht« die Katholiken von den Protestanten in ihrer freien Religionsausübung behindert. Im Zuge der darauf folgenden Auseinandersetzungen bildeten sich zwei Militärbündnisse zur Verteidigung der römischen bzw. der reformatorischen Religion: die katholische »Liga« und die protestantische »Union«.
  • 1618 bewirkt der »Prager Fenstersturz« den offenen Ausbruch des Konflikts zwischen dem katholischen Kaiser und der Liga mit den protestantischen Reichsständen. Sehr bald weitet sich der Krieg zu einem europäischen Waffengang aus.
  • 1630 kommt der Schwedenkönig Gustav II. Adolf den bedrängten Protestanten zu Hilfe.
  • 1631 siegt Gustav Adolf gegen den kaiserlichen Feldherrn Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld nördlich von Leipzig. Der Kriegsschauplatz schiebt sich nun immer weiter nach Süden vor.

Die Schlacht bei Rain

am 14./15. April 1632

  • Das schwedische Heer kommt bei Oberndorf zum Stehen, das ligistisch-bayerische Heer steht zum Großteil auf einer flachen Anhöhe zwischen Unter- und Oberpeiching, wo es Unterstützung durch den kaiserlichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein erwartet.
  • Der Lech als damals noch reißender Gebirgsfluss stellt für die Schweden zwar ein schwieriges Hindernis dar, doch Gustav Adolf gelingt durch eine List der Übergang: Er täuscht zunächst einen Angriff frontal gegenüber den bayerischen Truppen vor, schafft aber unterdessen heimlich einen Übergang weiter südlich. Der dichte Auwald sowie künstlicher Nebel helfen ihm dabei, dass die Maßnahmen den Bayern und Tilly verborgen bleiben.
  • Die Hauptmasse des schwedischen Heeres kann sehr bald eine im Lech gelegene Insel als Brückenkopf besetzen, während ein Teil der schwedischen Reiterei und 300 im Schwedenheer kämpfende finnische Elitesoldaten den Lech noch weiter flußaufwärtsüberqueren und die bayerischen Truppen auf dem linken Flügel bedrohen.
  • Am 15. April beginnt die große Schlacht südlich von Oberpeiching, wobei die bayerischen Truppen durch den Kampf an zwei Flanken unterliegen. Tilly wird schwer verwundet und nach Ingolstadt gebracht.
  • Gustav Adolf steht nach diesem Sieg das Kurfürstentum Bayern offen. Seine Soldaten plündern und brandschatzen Rain und die umliegenden Dörfer.
SchlachtskizzeHarald Johannes Mann
Skizze der Schlacht von Rain

Auf den Spuren der Schlacht vom 14. und 15. April 1632. Hier ist der Standort des Täuschungsmanövers. Am Lech standen sich die beiden gegnerischen Heere unmittelbar gegenüber: Auf der Oberndorfer Seite Gustav Adolf und die Generäle Horn und Wrangel mit ihren Mannen, auf der bayerischen Seite Kurfürst Maximilian, Graf Tilly und General von Aldringen mit ihrem Heer. Während der Lech heute dem Betrachter den Eindruck eines friedlichen Stromes bietet, war dieser Gebirgsfluß vor 400 Jahren ein heimtückisches, reißendes Gewässer. In vielen Armen durchströmte er das Flusstal bei Rain in einer Breite von ca. 1500 Metern. Die Hauptrinne des Flusses indes maß nur 70-80 Meter in der Breite bei einer Wassertiefe von bis zu vier Metern.

 

Grenzsäuleprivat
Grenzsäule

Die ungefähr sechs Meter hohe Grenzsäule bewegte die Menschen seit Generationen, denn die Forschungen darüber setzen schon um 1840 ein. Sie steht unter Denkmalschutz. Das Hoheitsgebiet der einstigen Grenzfeste holt auf mehr als 3 km Flusslänge seit dem Mittelalter auf das westliche Ufer des Flusses aus. Die Grenzsäule steht in den westlichen Lechauen, unmittelbar südlich der Eisenbahnlinie. Der Landstrich trug den Namen Bayer(n)gries und ist seit 1383 im Besitz der Stadt Rain. Knapp hundert Meter westlich führte bis zum Bau der neuen Bundesstraße 16 die Straße nach Oberndorf vorbei. Wenngleich ihre historische Bedeutung längst verloren gegangen ist, so markiert sie noch heute eine Grenze – zwischen dem Stadtgebiet Rain und dem Gemeindegebiet Genderkingen.